Prignitzer Eisenbahn

Nächste Station: Kuhbier!
Wenn Sie aussteigen möchten, drücken Sie bitte rechtzeitig die Haltewunschtaste!

Es klingt schon eindrucksvoll, wenn das Zuginformationssystem mit der Stimme des Brandenburger Peter Wachsmann uns mitteilt, wo wir uns befinden. Die Stimme kommt uns sehr bekannt vor, schließlich ist Peter Wachsmann auch Sprecher der Beiträge des MDR-Magazins "Bahnzeit", produziert von CFT-Video Berlin.

Gibt es denn überhaupt einen Ort der Kuhbier heißt und wo liegt dieser Ort? 

Ja es gibt ihn! 

Kuhbier ist nur eine Bahnstation von Pritzwalk entfernt, auf dem Weg nach Putlitz, mitten in der Prignitz.

Wir haben schon viel gelesen, gehört und gesehen von der Prignitz, der Prignitzer Eisenbahn und dem wiedererstandenen Pollo und der Wunsch einmal dorthin zu fahren war vorhanden. Manchmal fehlt nur der letzte kleine Anstoß. Der kam per Post und Anfang Juli 2004 war es dann soweit: Wir fahren in die Prignitz! 

 

Pritzwalk-Putlitz

Wir nähern uns Kuhbier. Langsam verläßt der  VT 650 "Regio-Shuttle" den Tunnel aus Bäumen und durchfährt vorsichtig auf grasbewachsenem Gleis den kleinen Haltepunkt (es hat niemand die Haltewunschtaste gedrückt!), legt sich in eine enge Kurve, kreuzt die Straße und fährt bergab weiter nach Putlitz. Irgendwie ist die Strecke romantisch, keineswegs langweilig, teilweise abenteuerlich und mit Sicherheit an einigen Langsamfahrstellen stark reparaturbedürftig. 

Aber der Zug fährt wenigstens und transportiert Menschen, die sonst auch noch Auto fahren würden. Es gibt schon zu viele Strecken, die der Bau- und Investitionswut der reichen DB zum Opfer fallen, jahrelang mit überdimensioniertem Aufwand saniert werden in der Hoffnung, die Fahrgäste vergessen inzwischen den Zug und man kann ihn dann einsparen. 

Die Prignitzer Eisenbahn GmbH (PEG) erscheint da in anderem Licht: 
Sie fährt erst einmal, nicht sonderlich schnell und vielleicht wird sie auch demnächst ihre eigene Infrastruktur Pritzwalk-Putlitz sanieren. Aber sie geht seit 1996 neue Wege und ihr Sprachschatz ist nicht auf "unrentable Strecken" bzw. "Flaggschiff ICE" reduziert, sondern vorrangig auf ein gutes Serviceangebot für die Menschen in ihrem Einzugsgebiet ausgerichtet.

In Putlitz angekommen sehen wir uns etwas auf dem Bahnhof um. Hier stehen die blauroten Schienenbusse VT 798 mit denen alles begann.

Beim Antrieb geht die PEG neue Wege. Als einziges Eisenbahnunternehmen nutzt die PEG reines Pflanzenöl (Nicht Biodiesel!) als Treibstoff der Züge. 

Da zur "Prignitzer Eisenbahn Holding AG" auch ein Technologiebereich gehört, ist auf diesem Gebiet sicher auch in Zukunft noch einiges zu erwarten. 


Wenn die Seitenwände nicht mit Graffiti vollgeschmiert sind erkennt man die lachende Sonnenblume.  


Am Bahnsteig in Putlitz steht ein besonderes Gespann: zwei Regio-Shuttle in unterschiedlichem Farbkleid. 

Vor den rot-weiß-blauen VT 650 der PEG hat sich ein gelb-grüner der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG), ebenfalls ein Teil der "Prignitzer Eisenbahn Holding AG") gespannt. 

Er muß seine ersten 15.000 Kilometer auf den Gleisen der PEG zurücklegen, bevor er im Dezember 2004 mit 24 anderen VT 650 den Verkehr im Ostbrandenburger Raum übernimmt. Die ODEG expandiert nähmlich:

  • Bln. Lichtenberg - Tiefensee
  • Bln. Lichtenberg - Beeskow - Frankfurt/O.
  • Bln. Lichtenberg - Eberswalde - Frankfurt/O.
  • Eberswalde - Templin
Hinter dem VT 650 sieht man einen ehemaligen Gerätewagen der Bundesbahn. Auf dem Bahnhof in Putlitz befinden sich neben den abgestellten Fahrzeugen der PEG  auch eine Reihe von Fahrzeugen (darunter auch die 50 3521), die vom Putlitz-Pritzwalker-Eisenbahn Förderverein e. V. zusammengetragen wurden.

Auch die PEG besitzt eine Dampflok. Pfingsten 2004 wurde anläßlich des "Kaiserbesuchs" die kleine Lok "Pritzwalk" der Öffentlichkeit vorgestellt. 

Es ist eine Industrielok Bn2t von Henschel, Baujahr 1911, die bis 1968 in Frankfurt am Main im Einsatz war. Die MaLoWa Bahnwerkstatt GmbH und die von ihr beauftragte INTERLOK Pila/Polen haben sie wieder fit gemacht. 

 

Pritzwalk-Meyenburg-(Karow)

Bei der Vorbereitung unserer Reise in die Prignitz stießen wir auf etwas sehr Interessantes: Die PEG bietet an Wochenenden einen Ausflugsverkehr an! 

So mancher Autofahrer erschrickt zwar, aber zwischen Meyenburg und Karow bewegt sich noch etwas auf den sonst "stillen" Gleisen!


Die PEG mit ODEG-Fahrzeugen auf "ihrem" Gleis unterwegs nach Karow.

Die Fahrgäste der PEG werden verwöhnt und dürfen den neuen ODEG-Triebwagen "einfahren".

Der freundliche Fahrer teilt uns mit: "5 Minuten Aufenthalt, wir warten auf den Gegenzug aus Meyenburg." So haben wir die Möglichkeit, den VT 650 in Falkenhagen am Bahnsteig 1 zu fotografieren. 

Übrigens: Das Zugpersonal auf den Strecken der PEG hat auf uns immer den besten Eindruck gemacht!

Unser "Sonderzug" zurück nach Meyenburg steht abfahrbereit im Umsteigebahnhof Karow (Mecklenburg), während der planmäßige Triebwagen der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG) von Neustrelitz nach Ludwigslust ausfährt. 

Seit Dezember 2002 rollt die ODEG erfolgreich zwischen Hagenow, Neustrelitz und Mirow.


Lange Bahnsteige, kurze Züge...


Klingelzeichen, Schranken runter, Brücke hoch!

In Plau am See machen wir für ein paar Stunden Station und besuchen das hübsche Städtchen am Plauer See und an der Elde. 

Wenig beeindruckt haben uns die am späten Sonntagmorgen Sekt - Oh! Verzeihung! - Champagner schlürfenden Damen auf den Decks der luxuriösen Kajütboote, dafür um so mehr die alte Hubbrücke

.

Seit 1916 überspannt sie den Fluß und kann bis zu 1,60 m angehoben werden, wenn größere Boote die Elde entlangfahren wollen. 1991/92 wurde die Brücke restauriert und auf Fernbedienung umgestellt, aber das Haus des Brückenwärters, von dem jahrelang die Schranken und der Hubmechanismus der Brücke bedient wurden, blieb zum Glück erhalten.

Auf der Rückfahrt hält unser Zug für einige Zeit in Meyenburg. Hier stehen Getreidesilowagen, die durch die ImoTrans (gehört natürlich auch zur "Prignitzer Eisenbahn Holding AG") vermietet werden.

Wir sehen auch zwei der "berühmten Rückkehrer" aus Griechenland. Sicher wäre es einfacher, überflüssige DB-Lokomotiven zu restaurieren, aber die DB rückt diese Loks bekanntlich nicht raus. Und so mußte die PEG auch hier erfinderisch sein und hat aus den zurückgekehrten V 200.1 bereits neue "V 270" geschaffen (die Modellbahnindustrie erfreut die Vielfalt auf deutschen Gleisen).

Die Aufarbeitung übernimmt das Bahnwerk der Prignitzer Eisenbahn Holding AG, die Ostmecklenburgische Bahnwerke GmbH in Neustrelitz.


Lokfriedhof oder Ruhepause auf dem Weg nach Neustrelitz?

Übrigens: Wenn man in Meyenburg und in Putlitz die traurigen Reste dreier "Lufthansa-Airportexpreß-Züge" sieht, dann glaubt man der PEG, daß sie unbedingt ins große Ausflugs- und Tourismusgeschäft hinein möchte. Viel Erfolg dabei! 

 

Pritzwalk-Neustadt (Dosse)-Neuruppin


Alt und neu in Pritzwalk
Quelle: Merchandisingartikel der PEG

Mit der Strecke Pritzwalk-Putlitz fing 1996 alles an. Inzwischen hat sich das von der PEG betriebene Streckennetz stark erweitert.

In der Fahrzeugflotte ersetzen immer mehr Regio-Shuttle die VT 798. 

Da wir während der Schulferien in Pritzwalk waren, haben wir leider keinen "alten" Schienenbus fahren sehen. 
Das Foto kann also nicht von uns sein, es ist von einem Merchandisingartikel der PEG, einem kleinen Taschenkalender.

Die Fahrt von Pritzwalk ins Ruppiner Land ist abwechslungsreich, führt teilweise durch dichte Wälder mit einsamen Bahnstationen, aber auch übers freie Feld und durch Feuchtgebiete. Immer wieder sieht man größere Gruppen von Damwild. 
Zur Beruhigung aller Tierfreunde: Auf unseren Fahrten konnten alle Hasen, Rehe, Hirsche und Füchse rechtzeitig die Gleise verlassen.

In Neuruppin, der Stadt Fontanes und Schinkels ist ein Aufenthalt lohnenswert. Wir durchstreifen das kleine im klassizistischen Stil erbaute Städtchen, kaufen echtes russisches Konfekt und bewundern den schönen Bahnhof "Rheinsberger Tor". 


Gotische Klosterkirche St. Trinitatis an der Seepromenade.

Die DB-Strecke von Neuruppin-West nach Wittstock (Dosse) ist im Juli 2004 gesperrt und wird aufwendig saniert (siehe oben?). Außerdem werden in Rheinsberg die gesamten Signalanlagen demontiert und durch neue ersetzt, damit der Verkehr auf dieser Strecke auch von Neustadt (Dosse) aus computergesteuert abgewickelt werden kann. 

Eine feine Sache könnte man denken, wenn da nicht die Betonmasten der "alten Signale" im Bahnhof Neuruppin (Rheinsberger Tor) wären. Die sahen so neu aus, die sind bestimmt erst vor kurzem erneuert worden um nun wieder weggerissen zu werden. Die DB hat bzw. bekommt wirklich zu viel Geld aus dem halbleeren Steuersäckel. 

Aber vielleicht hat der Umbau der Signalanlagen zwischen Neuruppin und Neustadt (Dosse) auch etwas Gutes für die PEG. Vielleicht können dann die Züge aus Neuruppin statt am Kopfbahnsteig zu enden über das Gleis 3 gleich weiter nach Pritzwalk fahren. Nur wegen der fehlenden Fahrstraße im alten Stellwerk müssen die Fahrgäste gemeinsam mit dem Fahrer eine Wanderung von einem VT 650 zum nächsten machen. 
Bekommt man dafür eigentlich Bonuspunkte von der Krankenkasse?


Eigentlich wollte ich nur den Triebwagen nach Neuruppin am Kopfbahnsteig fotografieren, da schoß ein ICE Richtung Berlin vorbei.


Die Reisenden aus dem Regionalexpreß Berlin-Wismar haben in Neustadt (Dosse) Anschluß Richtung Kyritz/Pritzwalk.

Langsam geht die Fahrt ihrem Ende entgegen und bald werden wir im rustikalen Biergarten unseres Hotels "Birkenwäldchen" wieder mächtig verwöhnt.

Aber vorher kommt noch einmal die sympathische Stimme von Peter Wachsmann aus den Lautsprechern des Zuginformationssystem:

Nächste Station: Pritzwalk!
Dieser Zug endet dort. Übergang zum PEG- und DB-Regionalverkehr.
Vielen Dank für Ihre Fahrt mit der Prignitzer Eisenbahn.

Wir danken für die schönen und erlebnisreichen Tage:

 

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